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Darmgesundheit - Kranker Bauch, schnell geheilt!
Verstopfung, Durchfall, Blähungen oder Reizdarm: Solche Verdauungsprobleme können die Lebensqualität erheblich mindern. Was hilft und wann ärztlicher Rat wichtig ist:
Der Darm ist ein Wunderwerk. Wissenschaftler:innen machen immer mehr erstaunliche Entdeckungen, was unser Verdauungsschlauch für unsere Gesundheit leistet. Doch jeder Mensch kennt aus eigener leidvoller Erfahrung: Er kann einen manchmal ganz schön piesacken. Auch wenn sich viele Beschwerden als harmlos herausstellen, es ist gut zu wissen, wie man sie ganz schnell wieder los wird.
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Verstopfung
Was ist das?
Die Stuhlentleerung kann erschwert sein, unvollständig oder aber zu selten. Die akute Verstopfung tritt plötzlich auf, chronische Beschwerden entwickeln sich langsam und halten länger als drei Monate an. Aber: Stuhlgewohnheiten sind verschieden. Von drei Mal täglich bis zu drei Mal in der Woche gilt als normal.
Was steckt dahinter?
Häufig ein ungesunder Lebensstil: Zu wenig Bewegung. Kaum getrunken. Falsche Ernährung. Zu viel Stress. Aber auch Medikamente wie Opioide, Eisenpräparate oder bestimmte Beruhigungsmittel können den Darm lahmlegen. Krankheiten wie Schilddrüsenunterfunktion, eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen oder Muskelschwäche bei multipler Sklerose können ebenfalls Verstopfung auslösen.
Was hilft?
Je nach Auslöser helfen Mediziner:innen bei der Therapie des Grundleidens oder beim Umstellen der Medikation. Fragen Sie auch in der Apotheke nach rezeptfreien Wirkstoffen, die für regelmäßigen Stuhlgang sorgen. Dazu zählen etwa natürliche Quellmittel wie Floh- oder Leinsamen. Hierbei ist wichtig, ausreichend zu trinken. Synthetische Stoffe wie Macrogol, Lactulose, Bisacodyl oder Natriumpicosulfat bringen den Verdauungsschlauch ebenso auf Trab. Sie sind allerdings nur für den kurzfristigen Gebrauch gedacht.
Wann zum Arzt?
Wenn zusätzlich Blut im Stuhl ist, die Bauchdecke hart wird, starke Schmerzen und Krämpfe im Unterleib quälen oder Übelkeit und Erbrechen auftreten.
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Blähungen
Was ist das?
Es gehen Darmwinde über den After ab, es rumort im Unterleib, häufig quält ein Völlegefühl.
Was steckt dahinter?
Häufig sind Nahrungsmittel mit vielen unverdaulichen Ballaststoffen und Kohlenhydraten (etwa in Kohl oder Hülsenfrüchten) Auslöser, ebenso Lebensmittelunverträglichkeiten, Reizdarm (siehe rechts), übermäßiges Luftverschlucken (bei zu hastigem Essen) oder eine bakterielle Fehlbesiedlung im Dünndarm nach Antibiotikagabe. Auch innere Erkrankungen wie die chronische Darmentzündung Colitis Ulcerosa, chronische Gastritis oder eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse sind Ursachen für Blähungen.
Was hilft?
Oft bringt bereits eine Ernährungsumstellung Linderung: mehrere kleine Mahlzeiten essen, blähende und fette Speisen meiden, auf künstliche Süßstoffe (Xylit, Sorbit) verzichten, beim Essen nicht sprechen und gut kauen. Hilfreich ist oft auch ein Verdauungsspaziergang. In der Selbstmedikation können Ihnen Apotheker:innen und PTA bewährte Mittel empfehlen: Präparate mit Dimeticon und Simeticon helfen bei leichten Blähungen. Auch Bitterstoffe aus Wermutkraut oder Enzianwurzel hemmen die Gasbildung im Darm. Schließlich gibt es krampflösende Schmerzmittel (Spasmolytika), die die Pein lindern. Bei einer Antibiotikabehandlung kann die Gabe von Probiotika die Verdauungsbeschwerden hemmen.
Wann zum Arzt?
Wenn starke Schmerzen hinzukommen, Blut im Stuhl ist oder ein starker Gewichtsverlust auftritt.
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Durchfall
Was ist das?
Häufiger und flüssiger Stuhlgang, mehr als drei Mal am Tag – und das in größerer Menge.
Was steckt dahinter?
Oft eine Infektion des Darms mit Bakterien oder Viren, etwa im Rahmen einer saisonalen Magen-Darm-Grippe oder bei Reisedurchfall. Chronisch entzündliche Darmleiden (wie Colitis Ulcerosa), eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, eine Überfunktion der Schilddrüse oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehen ebenso oft mit Durchfall einher. Weitere Ursachen: Vergiftungen, Stress, Medikamente oder Strahlenschäden.
Was hilft?
Viel trinken, um dem Flüssigkeitsverlust und einem Mangel an Elektrolyten entgegenzuwirken. Leichte und fettarme Kost ist ratsam (Zwieback, geriebener Apfel, Salzstangen, Reis). Je nach Schwere und Ursache des Durchfalls entscheidet gegebenenfalls der Arzt oder die Ärztin über das weitere Vorgehen. Für die Selbstmedikation gilt: Spezielle Zucker-Elektrolyt-Lösungen wirken gegen den Flüssigkeitsmangel. Kurzfristig setzen einige Erkrankte auf medizinische Kohlekompretten, Gerbstoffe oder Probiotika, deren Wirksamkeit aber nicht wissenschaftlich belegt ist. Wichtig: Rezeptfreie Antidurchfallmittel mit den Wirkstoffen Loperamid oder Racecadotril maximal 48 Stunden einnehmen (aber nie, wenn Blut oder Schleim im Stuhl ist).
Wann zum Arzt?
Wenn der Durchfall länger als drei Tage anhält, besonders wichtig bei Säuglingen und hochbetagten Menschen! Auch bei Blut oder Schleim im zu flüssigen Stuhl, schweren Bauchkrämpfen und hohem Fieber.
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Reizdarmsyndrom
Was ist das?
Immer wiederkehrende Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen, die sich mit herkömmlichen Diagnoseverfahren nicht erklären lassen.
Was steckt dahinter?
Fachleute gehen von einer Entzündung in der Darmwand, gesteigerten Empfindlichkeit der Darmnerven und/oder einer gestörten Darmflora aus.
Was hilft?
Symptomatisch lassen sich die jeweiligen Verdauungsbeschwerden mit rezeptfreien Wirkstoffen aus der Apotheke lindern. Ausreichend Bewegung und/oder Entspannungstechniken tun erfahrungsgemäß gut. Für die Ernährung lassen sich keine allgemeingültigen Regeln empfehlen. Welche Speisen bekömmlich sind, finden die Erkrankten am besten im Lauf der Zeit selbst heraus. Eine Ernährungsberatung kann sinnvoll sein. Diese bieten auch dafür zertifizierte Mitarbeiter:innen in der Apotheke an. Eine spezielle Darmhypnose kann auch erwiesenermaßen oft den gereizten Darm beruhigen, das Verfahren kann zuhause ausprobiert werden – per Audioprogrammen im Internet oder auf CD.